ACHIMER KREISZEITUNG

2. Mai 2005 (Beilage)

Wellenweiber" hat Renate Vogel-Stelling das große Gemälde betitelt.     Foto: Keppler

Meerweiber in explosiven Farben

Die Malerin Renate Vogel-Stelling im Porträt

Rehlein, du musst malen. Versuche es einfach, immer wieder, du wirst sehen, es kommt etwas dabei heraus." So ermunterte der unvergessene  Landschaftsmaler Willi Vogel seine Nichte Renate, als sie ein junges Mädchen war. Er drückte ihr einfach Pinsel und Farbe in die Hand und stellte sie an die Staffelei. Die Ergebnisse der jungen, damaligen Autodidaktin beeindruckten den  Künstler aus Bremen-Nord.

Es sollten allerdings Jahre vergehen, bis Renate Vogel-Stelling sich mit ganzer Kraft der Kunst widmete. Obwohl sie das künstlerische Erbe ihres in der Silvesternacht 86/87 verstorbenen Onkels fortsetzt, und in ihrer Malweise eindeutige Ähnlichkeiten zu Willi Vogel festzustellen sind, ist sie dabei einen anderen, modernen Weg gegangen.

Ein Rundgang durch ihr Atelier ihres Stuckenborsteler Hauses versetzt den Betrachter in einen Farben- und Formenrausch. „Wellenweiber“- großflächige Ölbilder – räkeln sich in üppigen Formen und Meereswogen, werden eins mit der Bewegung des Wassers, sind halb Mensch, halb Nixe. Die erotischen Komponente

 

in den Bildern von Renate Vogel-Stelling schafft in den Bildinhalten eine spannende Verbindung zwischen Tradition und Moderne.

„Großzügige Arbeiten erfordern große Kraft", umschreibt die Malerin die Geburt eines Bildes, das zunächst in einem Entwurf mit Kohle seinen Anfang nimmt. Dann wird Linie für Linie erarbeitet, Details verändert, die Untermalung verselbstständigt sich. In vielen Schichten wächst das Bild, immer von Musik begleitet. Es muss unbedingt Ölfarbe sein und die Künstlerin in eine schaffensfreudige Stimmung versetzt.

„Meine Farbe findet sich nicht nur auf der Leinwand wieder. Auf den Füßen, an den Händen, auf dem Boden, sie sitzt einfach überall." Für Renate Vogel-Stelling muss es unbedingt Ölfarbe sein. Der Geruch, die Konsistenz, alles daran übt einen sinnlichen Reiz auf sie aus.Versunken arbeitet sie Stunde um Stunde, vergisst dabei Zeit und Raum. Ist das Werk vollendet, kommt die

 

Signatur. „Hier winde ich mich oft, wie viele andere Maler auch. Manchmal würde ich sie gerne weglassen. Meinem Onkel Willi erging es ebenso und ich weiß aus vielen Biographien von Künstlern, die ebenso empfunden haben.

Renate Vogel-Stelling ist gebürtige  Danzigerin.  In Worpswede war sie Schülerin der verstorbenen Helga Hentschel-Holterdorff. Diese Verbindung bereitete ihr den Weg in die Szene der modernen Künstler, die in Worpswede etabliert sind. Als Mitglied der Künstlervereini-

gung BBK und Art 99 stellt sie ihre Werke regelmäßig in namhaften Galerien aus. Malaufenthalte ''in südlichen Gefilden", Ausstellungen in Frankreich und in Brüssel haben ihre Bilder auch über die Grenze Deutschlands hinaus bekannt gemacht.

„Ich habe in den nächsten beiden Jahren eine umfang reiche Ausstellungstätigkeit geplant. Am meisten freue ich mich jedoch auf eine   Gedächtnisausstellung für meinen Onkel Willi Vogel. Im Kunstcentrum Alte Molkerei steht 2006 eine Doppelausstellung mit Willi Vogel und Vogel-Stelling auf dem Programm“, kündigt die Stuckenborstelerin an.

Elke Keppler