DIE NORDDEUTSCHE

Sonnabend  16. April 2011

Wellenweiber und Akte voller Sinneslust

Renate Vogel-Stelling präsentiert ihre Arbeiten in der Vegesacker Galerie Havanna

 

VON GABRIELA KELLER

Vegesack. Die Malerin traut sich etwas in ihren Bildern, dass muss man ihr lassen. Ein Macho mit nacktem Adoniskörper wirft einem über die Schulter einen herausfordernden, seiner Beute sicheren Blick zu. Ein anderer räkelt sich auf Knien und stellt seine Männlichkeit schamlos zur Schau. „Das sind meine ersten männlichen Akte", sagt Renate Vogel-Stelling.

Fast ein wenig provozierend wirken die vier Aktbilder, die mit anderen Arbeiten ab morgen in der Galerie Havanna zu sehen sind. Dort stellt die Künstlerin bis 18. Juni aus. „Viva la vida", es lebe das Leben, lautet der Titel. Die Ausstellung stellt eine Künstlerin vor, die großformatigen Bildern  

 

 

 

 

 

 

"Viva la vida", es lebe das Leben, hat die Malerin Renate Vogel-Stelling ihr Bild benannt. Ab Sonntag sind ihre Arbeiten in der Galerie Havanna zu sehen.  GKE-FOTO: KELLER  

die Sinneslust mit einem gehörigen Schuss Erotik feiert. In leuchtenden Farben und mit dynamischen Malgestus. „Ich muss mich in Form und Farbe austoben können", sagt die Malerin aus Stuckenborstel.

Rot, die Farbe der Liebe und der Leidenschaft aber auch der Gefahr und des Feuers, bestimmt die meisten ihrer Bilder. Ihre „Wellenweiber" etwa hat sie ganz in Rot getaucht. Wie Meereswellen wogen die schlanken verbogenen Körper durchs Bild. Mal als zähmende Amazonen mit Pferden, mal als süßes Früchten auf einer mit Trauben garnierten Amphore.

Speziell für die Wellenweiber- Bilder kreierte Renate Vogel-Stelling sogar eine eigene Technik: die Revost-Struktur. Der Begriff setzt sich aus den jeweils zwei Anfangsbuchstaben ihres Vor- und Nachnamens zusammen. Aus unzähligen kleinen über kreuz gesetzten Strichen entsteht ein Farbflechtwerk. Bis zwölf Schichten trägt die Malerin dafür auf. Das Ergebnis ist eine wie Lack glänzende Oberfläche. In einen abstrakter angelegten Arbeiten verschmelzen Akt und Hintergrund. Durchdrungen vom Feuer der Leidenschaft ist das Bild, das der Ausstellung seinen Namen  

gibt. Es zeigt tanzende Paare auf einer Straße in Kuba. Auch hier gibt Rot den Ton an.

In ihren vier neuesten Bildern arbeitet die Künstlerin mit Licht und Schatten. „Limelight" hat sie die mit Spachtel und Pinsel gefertigten Akte genannt, in denen dunkle Flächen mit hellen kontrastieren. Neben einem Frauenakt rückt die Malerin hier bewusst die Herren der Schöpfung in den Blick. In einer Darstellung, die an Deutlichkeit nicht zu wünschen übrig lässt.

Die Ausstellung in der Galerie Havanna an der Alten Hafenstraße 20 in Vegesack wird am Sonntag um 17.30 Uhr eröffnet. Peter Sakuth spricht ein Grußwort. Danach stellt die Künstlerin sich und ihre Arbeit im Gespräch mit Hannelore Noltenius vor. Am Klavier spielt Piet Gorecki.

Die Ausstellung ist bis 18. Juni zu sehen. Die Öffnungszeiten: mittwochs und donnerstags von 15 bis 19 Uhr, sonnabends von 11 bis 15 Uhr sowie nach Vereinbarung un­ter Mobil 0172/4197 25. Jeden ersten Sonn­abend im Monat bleibt die Galerie geschlossen. Galeristin Kim Hedeler bietet auch Gruppen- und Einzelführungen unter fachkundiger Leitung an.