SONNTAGS-TIPP

Verden-Aller

07. August 2011

Gemalte Leidenschaft

 

Gewaltige Kunst

Von Elke Keppler-Rosenau

Lilienthal. Kunst darf gewaltig, monumental sein, wenn sie Menschen zu bleibenden Eindrücken animieren soll. Nach dieser Philosophie arbeitet die Stuckenborsteler Malerin Renate Vogel-Stelling seit vielen Jahren. Ihre eindrucksvollsten Bilder haben Ausmaße, die den üblichen Rahmen sprengen. Sie sind nicht nur in Form und Farbe überdimensional, sie haben oft auch einen erotischen Anspruch, der in einer ganz eigenen Sprache aus den Bildern spricht. Erstmalig stellt die bekannte Malerin ihre Werke in der Lilienthaler      Kunstschau „Wümme-Wörpe-Hamme"bei Hans-Adolf Cordes aus. Der Gründer und Stifter der Kunstschau gilt als Kunstfreund mit viel Geschmack und Sachverstand. .Vom 5. August bis 2. Oktober 2011 zeigt Renate Vogel-Stelling eine beeindruckende Retrospektive unter dem Titel „Kunst darf gewaltig sein...". Meereswesen, Nixen, aber auch Frauen allgemein werden von der Künstlerin ausdrucksstark, üppig und sehr selbstbewusst dargestellt. Peter Paul Rubens, der als Maler geballter Weiblichkeit in die Geschichte eingegangen ist, hätte Renate Vogel-Stelling einen Platz an seiner Seite eingeräumt, würde er erleben, mit welchem lustvollkünstlerischen Ausdruck seine Erfolgsgeschichte fortgesetzt wird. „Die Erotik hat schon seit Urzeiten das Leben der Menschen bestimmt, also ist es selbstverständlich, sie auch in der Kunst darzustellen", lautet ein Zitat der Malerin, deren Bilder nichts mit Voyeurismus zu tun haben. 

MIT großer Freude begrüßte Stifter und Galerist Hans-Adolf Cordes die Malerin Renate Vogel-Stelling als Ausstellungsgast in der Lilienthaler Kunstschau „Wümme-Wörpe-Hamme".                                                                                                      Foto:kr

Im Gegenteil, in ihren Bildinhalten gehen Schönheit ausgedrücktes Selbstbewusstsein eine Symbiose ein. Sie stellt Frauen dar, wie man sie als Mittelpunkt des Universums verstehen könnte. Kraftvolle Formen, glühende Farben, starke Gestik und Mimik vereint sie zu Werken, die als eine Hommage an die Weiblichkeit zu  verstehen sind. Es ist nicht nur die Weiblichkeit,  die  es  der Künstlerin so angetan hat. Starke Persönlichkeiten, wie der   ehemalige   russische Staatschef Michail Gorbatschow, ziehen sie ebenfalls magisch an. Renate Vogel-Stelling portraitierte diesen charismatischen    Politiker, dem es gelang, das Gesicht Europas nachhaltig zu verändern, auf sehr eigenwillige Weise. Es zeigt ihn als Mahner vor dem Abtransport des 1964 an der Berliner Mauer

erschossenen Peter Fechter. Teilweise zerrisse Stacheldrahtzäune und Menschen, die der neu gewonnenen Freiheit entgegenstürmen, hinterfragen die Zustände der deutschen Teilung   auf  künstlerische Weise.

Das Bild hängt auf dessen Wunsch in der Gorbatschow-Stiftung in Moskau und erinnert an das Grauen der Teilung. Ein Bild, das zwei Frauen, getrennt durch ein Gitter 1989 in der Prager Botschaft zeigt, macht deutlich, wie sehr sich Renate Vogel-Stelling mit politischen Zusammenhängen auseinandersetzt und wie nachhaltig es ihr gelingt, die Nöte der Menschen darzustellen.

Natürlich   widmet   die Künstlerin sich auch freundlichen Motiven. Blumenbilder, wie Mohnimpressionen, oder farbenprächtige Darstellungen

 

von Tulpen bilden Gegensätze, die das Gesamtwerk der Kunstschaffenden   spannend machen. Während die meisten Maler mit ihren Stilmitteln experimentieren, bleibt die Stuckenborstelerin ihrer geliebten Ölfarbe treu. Sie liebt den Geruch der Farbe, der geradezu einen sinnlichen Reiz auf sie ausübt und oft spontane Kreativität freisetzt. Ganz versunken in die Bildgestaltung, findet Ölfarbe oft ihren unvermeidlichen Weg ins Gesicht, in die Haare, bis hin zu den Füßen, denn wenn sie malt, vergisst sie die Welt um sich herum. Nicht selten reicht die Produktivität bis in die Nacht hinein, bei den sogenannten   Kollossalgemälden hält sie sogar tagelang oder wochenlang an und endet erst, wenn ein Werk bis ins kleinste Detail fertig ist. Künstlerisch vorbelastet ist 

die Malerin durch ihren verstorbenen Onkel Willi Vogel, einem traditionellen      Worpsweder Landschaftler, der sie als junge Frau ermutigte, einen künstlerischen Weg einzuschlagen und diesen mit einem ordentlichen Kunststudium zu befestigen.

Wie richtig Willi Vogel mit seiner Empfehlung gelegen hat, erfährt Renate Vogel-Stelling täglich in ihrer Arbeit, denn heute könnte sie sich ein Leben ohne Malerei nicht vorstellen. Über 60 Einzel- und Gruppenausstellungen in Galerien, Kunsthallen und öffentlichen Einrichtungen im In- und Ausland sprechen für sich. Zahlreiche Arbeiten von ihr befinden sich in öffentlichen Einrichtungen in Deutschland, Moskau, Frankreich oder Rumänien, den Balearen, Niederlande, Belgien und Spanien.

 

 

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